Urin­diagnostik

Zur Gewährleistung einer qualitativ hochwertigen Urindiagnostik ist eine korrekte präanalytische Vorgehensweise essenziell.

Grundsätzlich wird bei der Urinanalytik zwischen zwei verschiedenen «Probenmaterial-Klassen», der Urinportion und dem 24h-Sammelurin, unterschieden.

Urinportion

Die Konzentration der Urinbestandteile schwankt im Tagesverlauf und ist abhängig von der eingenommenen Flüssigkeitsmenge. Aus diesem Grund hat der Zeitpunkt der Urinentnahme einen Einfluss auf die Aussagekraft gewisser Urinanalysen.

Bei der Abgabe einer Urinportion können gemäss der zeitlichen Komponente sowie der Spezifikation folgende Einteilungen gemacht werden:

  • Einteilung gemäss zeitlicher Komponente
    • 1. Morgenurin
      • Urinportion, welche direkt nach dem Aufstehen entnommen wird. Im Vergleich zu den restlichen Urinportionen ist diese Urinportion am höchsten konzentriert und eignet sich deshalb vor allem für mikrobiologische Analysen sowie die Teststreifenanalytik. Der Schwangerschaftstest hat im 1. Morgenurin die höchste Sensitivität.
    • 2. Morgenurin
      • Urinportion, welche bezüglich der Konzentration der Harnbestandteile am ehesten den tagesdurchschnittlichen Werten entspricht. Der 2. Morgenurin ist die geeignetste Urinportion für klinisch-chemische Analysen sowie die empfohlene Urinportion für das Urinsediment und die Proteinuriediagnostik.
    • Anfallsurin
      • Urinportion, welche während einer akuten Porphyrie zur Porphyriediagnostik gewonnen wird.
    • Spontanurin
      • Urinportion ohne zeitliche Definition, welche zu irgendeiner Tageszeit «spontan» entnommen werden kann.
  • Einteilung gemäss Spezifikation der Urinportion
    • Erststrahlurin
      • Erststrahlurin wird für den molekulardiagnostischen Nachweis von sexuell übertragbaren Krankheiten verwendet.
    • Mittelstrahlurin
      • Mittelstrahlurin wird für klinisch-chemische Urinuntersuchungen, Urinstatus (Urinstix / Urinsediment) sowie die allgemeine Bakteriologie (inkl. Resistenztestung) verwendet.

Falls bei einer Analyse die zeitliche Komponente oder Spezifikation der Urinportion eine relevante Rolle spielt, wird dies bei der Auftragserfassung oder in unserem Leistungsverzeichnis vermerkt.

Bei mikrobiologischen Analysen sollte zudem vermerkt werden, falls es sich um einen Einmalkatheterurin, Dauerkatheterurin oder Urin aus einem Urostoma oder Nephrostoma handelt.

24h-Sammelurin

Beim 24h-Sammelurin werden alle Urinportionen über einen Zeitraum von 24 Stunden in einem speziell dafür vorgesehenen Kanister gesammelt. Gewisse Urinbestandteile sind nur im angesäuerten Urin stabil, sodass bei der Sammlung die Zugabe von Salzsäure (HCl) erforderlich ist. Eine Anleitung zur korrekten Durchführung der Urinsammlung finden Sie in unserem Leistungsverzeichnis.

Wichtig ist, dass bei der Auftragserfassung immer das Gesamtvolumen vermerkt wird, da wir sonst die Resultate nicht korrekt ermitteln können.